12. - 14.05.2023
Studienjahrestreffen 2023 in Jena
50 Jahre Diplom


  
Es war schon ein besonderes Treffen in diesem Jahr: ein halbes Jahrhundert ist es her, dass wir unsere erste Diplomurkunde erhielten und nunmehr die zweite - eine goldene war es.
Aber der Reihe nach.
Die sich am ersten Mittwoch im Monat an der Wasserelse treffenden Kommilitonen1 stellten unter Jörgs Federführung ein Programm zusammen, das der Bedeutung des Treffens gerecht werden und die Mehrheit der Teilnehmenden (36 Brutto)2 ansprechen sollte. Am → Freitag (FOTOS) fanden wir uns am Haupteingang der Uni ein und waren überrascht (vor allen Dingen der Organisator) ob der großen Anzahl der angereisten Alumni - darunter auch der eine oder andere, dessen Name erst nach einiger Überlegung im Zugriff war.



Anfänglich dachten wir, dass uns Waffenstudenten mit gezogenen Säbeln ein Spalier bildend beim Betreten des Hauptgebäudes die Ehre geben.
Aber es blieb letztlich bei den Müllcontainern, aufgereiht auf dem Hof des Hauteingangs zur ehrwürdigen Alma Mater Jenensis (Leute, geht's noch), an denen wir vorbei defilierten.
Aber die kleine Feierstunde sollte ja nicht auf dem Vorplatz des Unigebäudes stattfinden, sondern im Senatssaal, der mit seinen coolen Jugendstilbildern3 und der Minervabüste4 wahrlich ein ehrwürdiges Ambiente ausstrahlt.
Leider war Frau Dr. Nadine Ritter - die Alumni-Koordinatorin der Universität - erkrankt, sodass eine Vertreterin ihre erfreulich kurze, aber berührende Rede5 hielt; der Dekan der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät - Prof. Dr. Arndt - eine etwas längere.
Er hat und hatte auch etwas mehr zu sagen. Berichtete er doch in einem sehr interessanten Vortrag über die Geschichte der früheren Sektion Chemie und einige der aktuellen Forschungsvorhaben der Fakultät.



Danach durften wir die Goldenen Diplomurkunden aus seinen Händen in Empfang nehmen.
Eine Geste, die uns doch irgendwie freute und bewegte.
Darauf stießen wir mit einem Gläschen Sekt an und die meisten Gespräche begannen mit: "Weißt du noch... ".
Zum obligatorischen Gruppenfoto drapierten wir uns diesmal auf einer der Treppen im Unihauptgebäude, die beinahe nicht allen Jubilaren gleichzeitig Platz geboten hätte.
Der Platzmangel setzte sich in der Gaststätte "Zur Noll" ein bisschen fort. Da Raum und Zeit ja eine Einheit bilden, verging diese schnell.
Mit zunehmendem Alter erscheinen ja Zeitabschnitte subjektiv immer kürzer und früher war die Plauderzeit - meist bis in die frühen Morgenstunden - auch objektiv etwas länger. Aber ich wiederhole mich - das Thema hatten wir schon mal.
Nicht alle Alumni strebten nach dem Gaststättenbesuch eiligst dem Hotel zu. Einige Verwegene brachten den Mut auf, in den Abendstunden vom Riesenrad noch einen Blick auf das nächtliche Treiben Jenas zu werfen. Und das in unserem Alter!

Jeder kann seinen Tag mit Muße beginnen. Aber mit Turbulenzen und einiger Hektik das Frühstück zu meistern, können nur wenige.
Wie sagte jedoch einst Peter Hallpap: "Chemiker können fast alles!" Und so absolvierten wir mit strahlenden Mienen die Schlacht um das Frühstücksbuffet im B&B-Hotel.
Die Freude auf den bevorstehenden → Samstag (FOTOS) ließ uns so strahlen, denn
"Goethe und Jena - da stimmt die Chemie" hieß das Motto der Stadtführung mit Tammy und Matthias Westerhausen.

1 s. Archiv 2018: "Jeden 1. Mittwoch ,Am Wehr'"
2 ohne Partnerin oder Partner, leider auch ohne einen vierbeinigen Freund
3 "Die neun Musen" Ludwig von Hoffmann, 1909
4 Bronzebüste von Auguste Rodin (1840-1917), 1905 in Jena ehrenpromoviert
5 Nachzulesen unter "50 Jahre Diplom" auf unserer privaten Seite
6 Mathias Müller, Glaschemiker, Matrikel Jena 67


Die meisten Studienjahrestreffpartizipanten können sich an das Jahr 2013 erinnern, als wir die launig vorgetragene Stadtführung schon einmal genießen durften. Launig vorgetragen heißt, dass wir uns auch diesmal köstlich amüsierten und das eine oder andere Neue war auch dabei, jedenfalls hielten wir es dafür.
Etwas enttäuscht waren wir darüber, dass der Versuch mit Schwarzpulver im Jahre 2013 nicht mit beispielsweise TNT fortgesetzt wurde, sondern aus wohl arbeitsschutztechnischen Gründen gänzlich unterblieb.

Hunderte Male gingen wir da lang. Auf dem Weg von den Hörsälen oder Laboratorien zur Mensa und zurück - ging der Weg am Johannisfriedhof entlang. Und erst jetzt haben die meisten von uns diesen erstmalig betreten.



Ein Vertreter des Fördervereins steuerte mit uns ausgewählte Grabstätten an, gab interessante
Hinweise zu den Biografien der Verstorbenen und berichtete über die Arbeit des Fördervereins. Zum Abschluss besuchten wir die
Friedenskirche - eine überraschend schlicht gehaltene Barockkirche, deren farbige Fenster im Chor - von Fritz Körner geschaffen - beeindruckten.

Am Abend trafen wir uns in der Grüne Tanne, der Gründungsort der Urburschenschaft und das jetzige Korporationshaus der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller, eine pflichtschlagende Verbindung.
Ein völlig neue Welt mit neuen Eindrücken und Einblicken für uns, die ehemaligen Studentinnen und Studenten im Blauhemd - allzeit bereit für den Aufbau des Sozialismus.



Aber es war interessant, mit den Burschenschaftlern ins Gespräch zu kommen und - wenn auch nur kurz - ihre Ansichten kennenzulernen.
Ein Besuch des Paukbodens und ein Blick auf das Paukzeug war für uns ebenso neu wie der Sinn der Mensur zweier Paukanten:
"Den Sinn moderner Mensuren sehen die Mitglieder der betreffenden Studentenverbindungen in der Persönlichkeitsbildung. Die Mensur soll zeigen, dass der Student mit einer Gefahrensituation umgehen kann und dem strikten Regelwerk der Verbindungsgemeinschaft (=Comment) Folge leistet." BRAUCHWIKI

Bevor wir uns das Video unseres letzten Treffens und das der letzten Wanderung ansahen, berichtete unser Webmaster darüber, dass ein aktueller USB-Stick mit unser Seite "jena-chemie68.de" im Falle seines Ausfalls vervielfältigt und an Interessenten verteilt wird.
Als möglichen Grund seines Ausfalls sah er u.a. in der Verwendung eines zu kurzen Bungeeseils.
Ihm sollte aber einmal erklärt werden, dass ein zu kurzes Seil zwar fatal ist, ein zu langes jedoch tatsächlich zu erheblichem Schaden an Leib und Seele führen kann ...
Weiterhin war es ihm ein Bedürfnis, für ein Buch von Andrea Wulf zu werben, obwohl er in keiner Weise am Umsatz beteiligt ist (leider).
"Fabelhafte Rebellen" - auch von dem Mitarbeiter des Fördervereins erwähnt und empfohlen - sollte für Jenakenner und -liebhaber Pflichtliteratur sein.

Für eine ausgiebige Lektüre der von Jörg wieder toll angefertigten und verlegten Studienjahreszeitung (herzlichen Dank) blieb nur wenig Zeit , da wir uns noch die Videos unseres letzten Treffens und der vorjährigen Wanderung ansahen.
Diese abschließend gezeigten Videos verbreiteten Freude, hinsichtlich der Tonqualität besteht - so der Operateur selbst - noch Verbesserungspotenzial.
Jochen Draffehn


Ein Höhepunkt unseres Jubiläums- Studienjahrestreffens in Jena war die Orchideenwanderung am Sonntag → (FOTOS) ins Leutratal.



Sie ist der Klassiker jedes Biologiestudiums in Jena. So erlebte ich diese Wanderung erstmals während meines Studiums 1970 als verpflichtende botanische Exkursion, allerdings nun in dem wunderbar renovierten Dorf Leutra als Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Unser kenntnisreicher Führer6, als Ehrenamtler des NABU, zeigte uns von den 12 verschiedenen Orchideenarten bzw. Hybriden, die im Leutratal im späten Frühjahr und Frühsommer blühen, das
  • Purpurknabenkraut (Orchis purpurea, Foto oben),
  • Helmknabenkraut (Orchis militaris),
  • Hybridknabenkraut (Orchis hybrida),
  • Korallenwurz (Corallorhiza trifida),
  • Fliegenragwurz oder auch Fliege genannt (Ophris insectifera),
  • Großes Zweiblatt (Neottiva ovata oder früher Listera ovata),
  • Spinnenragwurz auch Spinne genant (Ophrys sphegodes),
  • Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) und das
  • Weiße Waldvöglein (/Cepalantera damasonium).
Dort blühen auch der Gelb-Frauenschuh, das Brandknabenkraut und das dreizähnige Knabenkraut, die wir aber nicht gesehen haben.
Als besondere botanische Raritäten gelten "Fliege" und "Spinne". Sie waren sehr schwer zu fotografieren.
Außerdem konnten wir das Große Windröschen (Anemonoides sylvestris) bewundern, der große Bruder des sehr häufigen Buschwindröschens.
Da auch der Wettergott den Jubilaren des Goldenen Chemie- Diploms hold war, bot uns das Leutratal eine biologische Galavorstellung, die durch die Fotos unvergesslich bleiben wird.
Reinhard Köhler

Herzlichen Dank allen Akteur:innen, die durch Vorbereitung und Durchführung zum Gelingen unserer Jubiläumsveranstaltung beigetragen haben.